Das grosse Sachbilderbuch – Vermittlung in der Kulturvermittlung
«Kulturprojekte tête-à-tête»: Unter diesem Titel unterstützt die Kulturförderung des Kantons Bern innovative und mehrmonatige Kulturprojekte – darunter «Das grosse Sachbilderbuch».
Dabei erarbeiten Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit der Berner Bilderbuchautorin und -illustratorin Mira Gysi eigene Bücher. In der ersten Umsetzung des Kulturprojekts haben zwei Klassen Sachbilderbücher zu den Themen «Rassismus» und «Klimaschutz» entwickelt und die Texte und Bilder künstlerisch so gestaltet, dass sie für jüngere Stufen verständlich sind. Dadurch wurden sie mit ihren Werken selbst zu Vermittlerinnen und Vermittlern im eigenen Schulhaus.
Die Kulturschaffende und Kulturvermittelnde Mira Gysi im Interview (von Stefanie Christ):
Frau Gysi, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Kinder zu Vermittelnden zu machen?
Mira Gysi: Da ich selbst als visuelle Vermittlerin arbeite, fand ich die Idee verlockend, die Schülerinnen und Schüler ebenfalls in diese Rolle schlüpfen zu lassen.
Mira Gysi, welche Bedeutung messen Sie der Kunst als vermittelndes Medium zu?
Für mich ist klar, dass an den öffentlichen Schulen die Kreativität oft zu kurz kommt und hinter den «wichtigen» Fächern anstehen muss. Mit Projekten wie diesem können die Schülerinnen und Schüler in eine komplett neue Welt eintauchen. Sie können den gestalterischen Prozess von A-Z mitmachen und sehen, dass Kunstschaffende und Gestaltende ernstzunehmende Berufe sind.
Ich bin zudem überzeugt, dass das Lernen über kreative Prozesse erleichtert werden kann. Bei einem interdisziplinären Projekt vermischen sich verschiedene Schulfächer und durch die gestalterische Aufarbeitung können sich die Schülerinnen und Schüler die Inhalte besser verinnerlichen.
Welche Erfahrungen haben Sie in Zusammenarbeit mit Kindern gemacht?
Ich habe gelernt, mich auf die Kinder und deren individuelles Können und Tempo einzulassen. Es kam auch vor, dass ich von einem Plan abweisen musste, da ich zu hohe Anforderungen gestellt habe und etwas nicht umsetzbar war.
Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen?
Die Zusammenarbeit hat bisher sehr gut funktioniert. Wir haben uns gut ergänzt und ich konnte mich immer an sie wenden, wenn ich Hilfe brauchte.
Was lernen Sie von den Kindern?
Dass ich immer wieder überrascht werden kann! Ich habe von ihnen vor allem gelernt, die grosse gestalterische Individualität der Einzelpersonen zu schätzen.
Ausschreibung des Wettbewerbs
Die Kulturförderung des Kantons Bern und die Stanley Thomas Johnson Stiftung schreiben zum siebten Mal den Wettbewerb tête-à-tête für Kooperationsprojekte zwischen Kultur und Schule aus.
Die Wettbewerbsbeiträge unterstützen Kulturschaffende und Schulen, gemeinsam neuartige Vermittlungsprojekte in allen Sparten des kulturellen Schaffens oder der Kulturpflege zu erarbeiten, die im Schuljahr 2023/24 umgesetzt werden.
Neu stehen den Kulturschaffenden und -institutionen während der Ausschreibung Mentorinnen und Mentoren zur Verfügung. Die Gesuchstellenden erhalten dadurch Unterstützung beim Erarbeiten von Lehrplanbezügen und können von Erfahrungen von bisherigen Projektumsetzungen im Wettbewerb profitieren (Wissenstransfer wird ermöglicht).
Projekteingaben von Kulturschaffenden und -institutionen (mit oder ohne bestehende Schulpartnerschaft) können von 1. September bis 30. November 2022 online eingegeben werden.
Ausgewählte Kulturangebote «prêt-à-participer»
Die schulischen Vermittlungsformate von folgenden erfahrenen Kulturanbietenden wurden zur Umsetzung für die kommenden zwei Schuljahre ausgewählt: Association Fluorescence, bee-flat, Camerata Bern, Gebrüder Frei: die Spielmacher, momentum contemporary dance, Spoken Word Biel, Theaterfrühling, Tönstör, Welttanztag.