Mögen Sie Überraschungen, die mit viel Sorgfalt für Sie vorbereitet wurden? Dann sind Sie in den nächsten Wochen zwischen Moutier und Interlaken, Steffisburg und Porrentruy, Saint-Ursanne und Langenthal bestens bedient: Mit der «Cantonale Berne Jura» zeigen elf Kunsthäuser und Museen einen reichen, ja überbordend vielfältigen Ausschnitt aus dem Kunstschaffen im Kanton Bern und im Kanton Jura.
Hinter der Kunstschau steht für die Künstlerinnen und Künstler sowie die Ausstellungshäuser ein Kraftakt: Um der Vielfalt, ohne Altersgrenzen, Jahr für Jahr eine neue Chance zu geben, reichen die Kunstschaffenden ihr Bewerbungs-Dossier ein. Knapp 450 Eingaben waren es im letzten Jahr, mit weit mehr als 1'000 Werken zur Auswahl. Nach intensiven Jurierungen können jeweils rund 200 Künstlerinnen und Künstler ihr aktuelles Schaffen dem Publikum präsentieren – das hoffentlich auch etwas vom Geschaffenen kauft.
Denn hinter dem heute leichtfüssigen Konzept der «Cantonale Berne Jura» steht die mehr als 100-jährige Tradition der regionalen Weihnachtsausstellungen. Diese wurden im 19. Jahrhundert mit Blick auf das bescheidene bis miserable Einkommen von Kunstschaffenden als Verkaufsschau ins Leben gerufen – zuweilen ergänzt mit Massnahmen der «Winterhilfe für notleidende Künstler».
Für die Kunstschaffenden war die regionale Käuferschaft die naheliegendste Einnahmequelle. Und für die Kaufenden wiederum waren die Werke identitätsstiftende Abbildungen ihrer Lebenswelt. So anders erscheint die heutige Realität einer globalisierten Gegenwart – und abstrahierten, gepixelten bis performten Kunstwelt.
Doch Kunst will immer noch gesehen werden. Kunstschaffen will erst recht honoriert werden. Und Regionales will weiterhin in Ihr und mein Wohnzimmer – umso schöner, dass die «Cantonale Berne Jura» uns jedes Jahr eine neue Chance fürs Staunen und «Matchen» gibt!
Sibylle Birrer, Vorsteherin Amt für Kultur des Kantons Bern