Logo Kanton Bern / Canton de BerneKultur

Im Zeichen von Hammer und Amboss

Die ehemalige Schlosserei in Oberhofen am Thunersee gewinnt dank einer sorgfältigen Fassaden- und Vordachsanierung ihr ursprüngliches Aussehen zurück.

Werkstattbauten aus dem frühen 20. Jahrhundert sind in der Region Thun selten, derjenige in Oberhofen ist besonders aussergewöhnlich: Der grosszügige Putzbau unter Mansartdach fällt durch ein schwungvoll gestaltetes, um die Ecke gezogene Vordach auf. Am Übergang von der Quergasse zur Kupfergasse nimmt die ehemalige Schlosserei eine prägende Stellung im qualitativ hochwertigen, kaum veränderten Dorfkern der Gemeinde ein. Das Anwesen war seit seinem Bestehen mehrfach renoviert worden. Nun erstrahlt es wieder in seiner ursprünglichen Schönheit.

Das Gebäude wurde 1908 für den Schlosser Fritz Krebs errichtet. Hammer und Amboss an der Eingangstür bezeugen die Ursprungsfunktion der Liegenschaft. Metallarbeiten waren damals für die Gemeinde Oberhofen eine bedeutende Einnahmequelle. An der Kupfergasse spezialisierte man sich auf feinere Schmiedewaren. Die Metallkonstruktion des ausladenden Vordachs mit seinen ausgezeichneten schmiedeeisernen Details ist ein eindrücklicher Beweis für das handwerkliche Können der Schlosser.

Von der Schlosserei zum Architekturbüro

Nachdem die Schlosserei ihren Geschäftssitz verlegt hatte, diente die Liegenschaft zwischenzeitlich als Geschäftssitz eines lokalen Bauunternehmers und danach als Bootsbauwerkstatt mit Wohnungen. Mit den neuen Besitzern, zwei Architekten, hat die Werkstatt im Erdgeschoss nun eine komplett neue Nutzung erhalten: Heute befinden sich hier die Büroräumlichkeiten des Architekturbüros. Die Büroräume sind als Box in den Raum hineingestellt. Da diese von der Aussenhülle losgelöst ist, blieben die charakteristischen Rundbogenfenster der ehemaligen Werkstatt ohne aufwendige energetische Ertüchtigung erhalten.

Dekoratives Eisengewächs

Das Sanierungskonzept umfasste neben der Instandstellung der Fassade auch die Sanierung der auffallenden Eisen-Glas-Konstruktion des Vordaches – das Herzstück der ehemaligen Schlosserei. Gestalterisch prägend sind die floralen Motive der filigranen Eisenkonstruktion. Alle Metallelemente wurden sorgfältig gereinigt und konserviert. Das bauzeitliche Drahtglas blieb mehrheitlich erhalten, einzelne Teilflächen mussten ersetzt werden. Dank einer sorgfältigen Planung und dem respektvollen Umgang mit dem Gebäude hat die ehemalige Schlosserei nicht nur eine passende neue Nutzung erhalten, sondern auch ihr ursprüngliches Erscheinungsbild zurückgewonnen.

Fachwerk 2022: Denkmalpflege – Gewusst wie

Der Bericht über die Schlosserei wurde im Fachwerk 2022 publiziert. Das diesjährige Magazin «Fachwerk» gibt Einblick in die vielseitigen Tätigkeiten der Denkmalpflege. Die Arbeit am Baudenkmal ist immer Teamarbeit und bedingt Kenntnisse in vielen Disziplinen. Die Denkmalpflege versteht sich dabei als Dienstleisterin und Beraterin. Bei der Umsetzung von Umbau- und Restaurierungsprojekten ist sie auf motivierte und kompetente Partnerinnen und Partner angewiesen. Das «Fachwerk» bietet eine Auswahl von kürzlich restaurierten Baudenkmälern – wie die ehemalige Schlosserei in Oberhofen am Thunersee. 

Die ehemalige Schlosserei ist ein neuer Blickpunkt im Ortsbild. L’ancienne ferronnerie, nouveau point d’intérêt du village. (Foto: Christian Helmle).
In der ehemaligen Werkstatt befinden sich heute Büroräume. L’ancien atelier abrite aujourd’hui des bureaux d’architectes. (Foto: Christian Helmle).
  • Fachwerk 2022 online lesen

  • Fachwerk 2014 bis 2021 / gedruckte Version bestellen

  • zurück zur Übersicht

Seite teilen