Eigentlich wäre jetzt Editorial-Sommerpause. Aber zum einen haben wir noch etwas für Ihr Reisegepäck. Zum anderen amten wir als Amt ganzjährig – und für den Fall, dass Sie in den nächsten Wochen in den Berner Alpen unterwegs sind, nutzen wir die Gelegenheit, Sie informell als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter anzuwerben.
Denn im Hochgebirge gibt die Gletscherschmelze seit Jahren archäologische Funde frei. Bereits in prähistorischer Zeit wagten sich Menschen ins Alpenmassiv. Pässe waren, trotz bescheidener Ausrüstung, bevorzugte Verkehrswege. Was diese Menschen auf ihrem Weg zurückliessen, verharrte im Eis. Umso mehr liefern die Objekte, die heute zum Vorschein kommen, einmalige Erkenntnisse zu einem Alltag, der unermesslich weit und still zurückliegt.
Doch was Jahrtausende im eisigen Schutzmantel lag, ist freigelegt besonders empfindlich. Jahrelange Forschung war notwendig, um das aus Birken-Kork hergestellte Bogenfutteral aus der Jungsteinzeit, das eine Wandererin 2003 am Schnidejoch entdeckt hatte und vom Archäologischen Dienst geborgen wurde, zu konservieren. Jetzt ist das fast 5000 Jahre alte, sensationelle Fundstück im Bernisch Historischen Museum zum ersten Mal zu sehen – als hätte erst gestern jemand, Stich um Stich, den Kork mit dem Bast vernäht.
Sollten Sie also, liebe Leserinnen und Leser, während Ihrer Tour auf ein Fundobjekt stossen, dann: Finger weg. Wie beim «Tatort». Fotografieren Sie, markieren Sie die Fundstelle, notieren Sie die GPS-Daten und informieren Sie den Archäologischen Dienst. Liegenlassen, das ist für einmal Ihre gute Tat.
Einpacken – hoffentlich das Richtige – ist dahingegen im Flachland angesagt. Ob für Fernreisen oder nur bis zur nächsten Badi: Der Mensch sollte nie ohne Bücher unterwegs sein. Der Plural ist bewusst gewählt.
Als Service-Public haben wir Ihnen mit den diesjährigen deutschsprachigen Literaturpreisen eine kleine, feine Packliste zusammengestellt. Die ausgezeichneten Autorinnen und Autoren – Meral Kureyshi, Tanja Miljanović, Noemi Somalvico, Thomas Strässle und Matto Kämpf – haben über Jahre hinweg für Sie gearbeitet. Das heisst: gegrübelt, geprobt, gefeilt, gestrichen, gezaudert, gejubelt. Denn Literatur entstehen lassen ist ein zeitintensiver Prozess. Der Ausgang, ob Scheitern oder Gelingen, stets ungewiss.
Wie auch immer Sie diesen Sommer verbringen: Wir hoffen, gute, bereichernde Berner Kultur ist an Ihrer Seite.
Sibylle Birrer, Vorsteherin Amt für Kultur des Kantons Bern