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Ein jungsteinzeitlicher Heckspiegel aus Biel

In den Jahren 2018/19 hat der Archäologische Dienst des Kantons Bern südlich des Bahnhofs Biel eine Rettungsgrabung durchgeführt. Die durch den geplanten Neubau der Berner Fachhochschule ausgelöste Untersuchung lieferte umfangreiche Siedlungsreste aus der Jungsteinzeit. Die Konservierung der geborgenen Funde führte kürzlich zur Entdeckung eines sogenannten Heckspiegels eines Einbaums.

Ausgegraben wurden in der Rettungsgrabung hauptsächlich Reste eines jungsteinzeitlichen Dorfes aus der Zeit 3842–3838 v. Chr. Das Dorf bestand nach Ausweis Tausender geborgener Holzpfähle aus Pfostenbauten, die in parallelen Reihen angeordnet und von mehreren Palisaden umfriedet waren. Daneben wurden viele Funde geborgen, die vom damaligen Leben zeugen, wie Keramik oder Werkzeuge und Waffen aus Silex sowie verschiedene Holzgegenstände. Die Konservierung und die laufende Auswertung dieser Funde führte kürzlich zur Entdeckung eines mutmasslichen Heckspiegels, eines jahrtausendealten Bauteils vom Heck eines Einbaums. Der Fund wurde aus einer Schwemmschicht etwas über den erwähnten Siedlungsresten geborgen – eine C14-Datierung um 3600 v. Chr. zeigt aber, dass er ebenfalls aus der Jungsteinzeit stammt.

Der fragile Nassholzfund wurde während der Rettungsgrabung als Block geborgen, ins Konservierungslabor des Archäologischen Dienstes transportiert und dort von Sedimenten befreit. Passgenaue Formstützen gewährleisteten den Objektzusammenhalt während der nachfolgenden Konservierung. Erst nach der Trocknung des Fundes wurden im Labor hellere Bereiche entlang des Objektrandes beobachtet. Sie wurden als Spuren einer Halterung in einem Bootsrumpf gedeutet, womit die ursprüngliche Funktion des Holzes als Heckspiegel bestimmt werden konnte.

Da für die Handhabung und die Lagerung des fragilen Fundes auch nach der Konservierung eine Formstütze notwendig ist, wurde eine bereits vorhandene Stütze umgestaltet: Mit einem Moltonvlies gepolstert und einem Baumwollstoff bespannt, entstand daraus ein dauerhafter Träger für den Heckspiegel. Er eignet sich sowohl für die Langzeitaufbewahrung als auch für zukünftige museale Präsentationen.

In der Rettungsgrabung Biel/Bienne, Campus wurden 2018/19 Tausende, teils mehrere Meter lange jungsteinzeitliche Hölzer geborgen. © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Regine Stapfer
Nach der Konservierung der Hölzer konnte im abgebildeten Stück ein Heckspiegel eines jungsteinzeitlichen Einbaums erkannt werden. © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Vera Garvens
Skizze eines jungsteinzeitlichen Einbaums mit Heckspiegel (grau eingefärbt). © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Blaise Othenin-Girard / Christine Rungger
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