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Neue römische Funde in den Berner Hochalpen

Im Sommer 2020 entdeckte ein Trailrunner auf einem abgeschiedenen Hochplateau beim Ammertenhorn auf 2590 m ü. M. römische Münzen. Er übergab die Funde dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern, der daraufhin mehrere Untersuchungen vor Ort durchführte. Die Neufunde sind seit Mitte Februar 2023 im Bernischen Historischen Museum ausgestellt.

Nach der Übergabe der Funde führte der Archäologische Dienst eine erste Begehung bei der Fundstelle in der Gemeinde Lenk durch. Dabei wurden weitere Münzen direkt an der Oberfläche entdeckt. Der Augenschein machte klar, dass eine Untersuchung und Sicherung der neuentdeckten Fundstelle unumgänglich ist. Während einer längeren Schönwetterperiode im Spätsommer 2022 wurde daher eine viertägige Ausgrabung beim Ammertenhorn durchgeführt. Die verschiedenen Untersuchungen lieferten rund hundert römische Münzen, eine späteisenzeitliche Fibel, das Fragment eines Votivbleches, 27 Bergkristalle sowie diverse Schuhnägel und Nägel aus Eisen. Die älteste Münze muss zwischen 22 und 37 n. Chr. geprägt worden sein, die jüngste zwischen 388 und 403 n. Chr.

Die Fundstelle beim Ammertenhorn hoch über der Lenk und unter dem vergletscherten Gipfel des Wildstrubels wirft einige Fragen auf. Anders als viele hochalpine Fundstellen im Berner Oberland liegt sie weit abseits bekannter Passübergänge. Vergleichbare Fundensembles werden oftmals als Weihegaben gedeutet. Auch das Hochplateau zwischen Ammertenhorn und dem weithin sichtbaren, erhabenen Wildstrubelmassiv könnte ein solch heiliger Ort gewesen sein. In diese Richtung weisen auch das Votivblech sowie die Bergkristalle, welche immer wieder in römischen Heiligtümern und Tempeln gefunden werden. Die verschiedenen Prägedaten der geborgenen Münzen sprechen dafür, dass an dieser einsamen Stelle im Hochgebirge bis weit in die Spätantike Gegenstände niedergelegt wurden.

Die Funde vom Ammertenhorn können bis Ende Sommer 2023 in der Ausstellung «Archäologie aktuell. Berner Funde frisch aus dem Boden» im Bernischen Historischen Museum besichtigt werden. Zusammen mit den Neufunden wird ein 1926 im römischen Heiligtum von Thun-Allmendingen gefundener Sockel für ein Kultbild gezeigt. Seine lateinische Inschrift besagt, dass er von der ortsansässigen Bevölkerung den Alpengöttinnen gestiftet wurde. Die Neufunde vom Ammertenhorn werfen nun ein neues Licht auf diesen bekannten Fund aus Allmendingen: Offenbar gab es nicht nur in Thun am «Tor zu den Alpen», sondern auch im Hochgebirge heilige Orte, die immer wieder aufgesucht wurden.

Die Fundstelle am Ammertenhorn während der Ausgrabung Ende Sommer 2022. Le site archéologique au pied de l’Ammertenhorn pendant les fouilles à la fin de l’été 2022. © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Regula Glatz
Eine römische Münze am Fundort. Une pièce de monnaie romaine trouvée sur le site.© Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Regula Glatz
Das Votivblech vom Ammertenhorn. La plaque votive de l’Ammertenhorn. © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Markus Detmer
  • Ausstellung «Archäologie aktuell. Berner Funde frisch aus dem Boden» im Bernischen Historischen Museum

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