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Der grösste Fischlift der Schweiz

Dank des neuen, passend in die Gesamtanlage integrierten Fischlifts ist das Wehr des Wasserkraftwerks Mühleberg für flussaufwärts wandernde Fische kein Hindernis mehr.

1920 produzierte das Wasserkraftwerk Mühleberg erstmals Strom und speiste diesen ins Netz der BKW ein. Die in nur drei Jahren errichtete Anlage war Symbol für Fortschritt und Aufschwung. Auch architekturhistorisch gilt das Kraftwerk als Pionierleistung: Es gehört zu den ersten grossen Sichtbetonbauten der Schweiz. Für flussaufwärts wandernde Fische war das Wehr jedoch seit gut 100 Jahren ein unüberwindbares Hindernis. Die freie Fischwanderung muss jedoch vom Betreiber eines Wasserkraftwerks gewährleistet werden. Die BKW erarbeitete deshalb im Zuge der Konzessionserneuerung für das Kraftwerk Mühleberg bereits 2015 Varianten von Fischaufstiegshilfen. Eine konventionelle Fischtreppe erwies sich aufgrund der zu überbrückenden Höhe und der eingeschränkten räumlichen Möglichkeiten als sehr aufwendig. Aus diesen Gründen wurde ein Fischlift zur Ausführung empfohlen, der beim Trennpfeiler vor dem Maschinenhaus zum Überlaufwehr positioniert werden konnte.

Transparentes Fassadenblech

Der Neubau sollte sich klar abheben und als einfache Zweckarchitektur ausgeführt sein, mit so wenigen Anschlusspunkten an das historische Gebäude wie nötig. Das gestalterische Konzept wurde ständig weiterentwickelt, verbessert und mehrfach aufwendig vor Ort bemustert. Die intensiven Bemühungen haben sich gelohnt: Analog zur bestehenden Bootshebeanlage, wurde der Fischlift aus Stahlträgern konstruiert. Diese mussten zum Schutz des Liftbetriebs, beispielsweise vor Witterungseinflüssen, verkleidet werden. Die Wahl fiel auf ein transparentes Fassadenblech, das den Blick auf die Konstruktion sowie auf die dahinterliegende Sichtbetonfassade erlaubt. Die Farbgebung der Verkleidung in dunklem Kupferrot sowie der Stahlträger in Oxidrot lehnen sich harmonisch an bestehende Bauteile an. Bei der Setzung des Liftschachts wurde auf die Fenstereinfassungen und Profilierungen geachtet, so dass die markante Fassadengliederung des Maschinenhauses nach wie vor wirken kann. Die Metallkonstruktion des neuen Fischaufzugs wirkt trotz ihrer Grösse und Lage zurückhaltend. Sie setzt aber durch Materialisierung und Farbgebung einen spannenden Akzent und überzeugt aus denkmalpflegerischer Sicht.

Erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit

Mit einer Höhe von 20 Metern zählt der Fischlift in Mühleberg zu den höchsten dieser Art in ganz Europa. Damit die Fische überhaupt zum Lift gelangen können, war zusätzlich der Bau von Aufstiegshilfen in der Aare nötig. Angelockt von künstlicher Strömung passieren die Fische mehrere Betonkammern und -kanäle, bevor sie zur Liftwanne gelangen. Mit dieser ökologischen Sanierung setzt das grösste Flusskraftwerk der BKW erneut ein Zeichen für Innovation und Modernität. Möglich wurde das wegweisende Projekt durch die zielführende Kooperation zahlreicher Fachstellen und Spezialisten.

Text: Katja Köhler Schneider

Fachwerk 2022: Denkmalpflege – Gewusst wie

Der Bericht über den Fischlift wurde im Fachwerk 2022 publiziert. Das diesjährige Magazin «Fachwerk» gibt Einblick in die vielseitigen Tätigkeiten der Denkmalpflege. Die Arbeit am Baudenkmal ist immer Teamarbeit und bedingt Kenntnisse in vielen Disziplinen. Die Denkmalpflege versteht sich dabei als Dienstleisterin und Beraterin. Bei der Umsetzung von Umbau- und Restaurierungsprojekten ist sie auf motivierte und kompetente Partnerinnen und Partner angewiesen. Das «Fachwerk» bietet eine Auswahl von kürzlich restaurierten Baudenkmälern und gelungene Projekte – wie der Fischlift beim Wasserkraftwerk Mühleberg.

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