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Publikation zur eisenzeitlichen Schutthalde von Orpund

Im Oktober 2024 hat der Archäologische Dienst des Kantons Bern die Ergebnisse der Untersuchungen von 2008 bis 2018 in der Fundstelle Orpund, Löörezälgli in einer Publikation vorgelegt. Am Orpundbach wurde in der frühen Eisenzeit Siedlungsschutt abgelagert. Dank der exakten Datierung ins mittlere 8. Jahrhundert v. Chr. ist die Fundstelle von überregionaler Bedeutung.

Im Rahmen des Baus des Autobahnanschlusses Orpund wurden in der Flur Löörezälgli Rettungsgrabungen notwendig, die – wie beim Nationalstrassenbau üblich – das ASTRA finanzierte. In der Kernzone der Untersuchungen fanden sich Schuttablagerungen mit reichem Fundmaterial aus der Eisenzeit (frühe Hallstattzeit, Mitte 8. Jh. v. Chr.).

Damals wurde am Ufer des Orpundbaches Abfall entsorgt. Der abgelagerte Siedlungsschutt stand im Einfluss des Fliessgewässers, was dank der dauernden Feuchtigkeit zu idealen Erhaltungsbedingungen führte, nicht nur für den umfangreichen Keramikkomplex, sondern auch für einige Objekte aus Holz und Hirschgeweih und die aus England importierten Armringe aus Sedimentgestein. Daneben kamen Steinartefakte, Silices, Glas und Steinperlen sowie Objekte aus Metall zum Vorschein.

Zwei in die Schuttschichten eingeschlagene Reihen von Eichenpfählen können mittels Jahrringmessungen in die Jahre 725 und 723 v. Chr. datiert werden. Danach wurde das Gelände nicht mehr als Abfallhalde genutzt. Als bisher einziger exakt datierter Fundkomplex dieser Zeit in der Schweiz nimmt Orpund, Löörezälgli eine bedeutende Stellung in der Erforschung der Hallstattkultur und insbesondere der Keramikentwicklung der Westschweiz ein. Im Formenschatz der über 400 Gefässe lassen sich sowohl Einflüsse aus Ostfrankreich als auch Beziehungen ins zentrale Schweizer Mittelland beobachten.

Naturwissenschaftliche Untersuchungen der Sedimentablagerungen sowie Analysen der eingelagerten Pollen, der botanischen Grossreste und der Tierknochen ergänzen die Vorlage der Funde. Sie liefern ein detailliertes Bild der eisenzeitlichen Landschaft und der Ernährungsgewohnheiten der damaligen Bevölkerung.

Cover des Buches «Die hallstattzeitliche Schutthalde von Orpund». Couverture du livre « Die hallstattzeit-liche Schutthalde von Orpund » (en allemand uniquement) © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Roger Grisiger und Max Stöckli
Am Ufer des Orpundbaches wurde ein Schuttpaket mit zahlreichen Funden abgelagert. Des déchets ont été déposés sur les rives du cours d’eau d’Orpond, donnant lieu à de nombreuses trouvailles. © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Khaled Bordji
Eine Reihe aus mittels Jahrringmessungen datierten Eichenpfählen (hier Pfahlspitze 388) durchschlägt die Schuttschicht 340. Une rangée de pieux en chêne datés grâce aux mesures des cernes du bois tra-verse la couche de débris 340. © Archäologischer Dienst
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