Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten. Aber für einmal steht Ihr Nachttisch im Zentrum unserer amtlichen Aufmerksamkeit. Welches Buch liegt dort aktuell? Und viel wichtiger noch: Wie viel Platz ist frei, um Ihnen Lektüre für den ruhigsten Moment des Tages zu empfehlen?
Dass Lesen nicht nur bildet, sondern einen nachhaltig positiven Einfluss auf Ihre Gesundheit hat, ist wissenschaftlich bewiesen: Sechs Minuten still ein Buch lesen, reduziert gemäss einer Studie der University of Sussex das Stresslevel um sagenhafte 68 Prozent. Gesteigerte Empathiefähigkeit, erhöhte Neuroplastizität und ein verlängertes Leben sind nur ein paar der Beigaben aus anderen wissenschaftlichen Studien. Umso mehr: Dürfen wir Ihnen – im Sinne des Gemeinwohls – kantonal Bernisches auf den Nachttisch legen?
Das Fundament des Stapels, der Sie während der nächsten Wochen, ja Monaten in die Nachtruhe begleiten soll, bildet das eben erschienene Jahrbuch 2024 «Archäologie Bern». Teils auf Deutsch, teils auf Französisch vermittelt darin der Archäologische Dienst des Kantons Bern auf 300 Seiten die jüngsten Berner Grabungs- und Untersuchungserkenntnisse. Ein Fundus, reich bebildert, zum Lesen und Blättern und Staunen – auch für Nicht-Archäologinnen und Nicht-Archäologen.
In gelbem Leineneinband, silbern beschriftet, legen wir obendrauf, was es in der bisherigen, mehr als 100jährigen Sammlungsgeschichte noch nie gegeben hat: Eine Publikation zur Kunstsammlung des Kantons Bern, integral zweisprachig und erst recht bebildert. «Sammeln im Auftrag», so der Titel, vermittelt zum einen die Ergebnisse einer Sondage in die Historie der kantonalen Kunstankäufe – die bewährte Strategie des Förderns und Sammelns von Kunst. Zum anderen dokumentiert sie die kuratorische Strategie, die der Doppel-Ausstellung «Werte im Wandel. Die Kunstsammlung Kanton Bern zu Gast im Kunsthaus Interlaken» zu Grunde liegt; deren zweiter Teil ist noch bis am 25. August in Interlaken zu sehen.
Zwei Bücher machen aber noch keinen Stapel. Deshalb türmen wir, leichthändig ausbalancierend, die ausgezeichneten fünf Werke der deutschsprachigen Literaturpreisträgerinnen und -träger 2024 des Kantons Bern obendrauf. Und eröffnen Ihnen damit den Zugang zum umfassenden Kultur-Gesundheitsbooster: Zum ersten Mal laden wir Sie, ergänzend zu Ihrer Nacht-Lektüre, zum neuen Format der Literatur-Dates – kurz «lit.dates» – ein. Professionell moderierte Lesetreffen zu den ausgezeichneten Büchern sowie ihren Autorinnen und Autoren sollen Menschen zusammenführen – und gemeinsam lesend, diskutierend teilhaben lassen.
Dass kulturelle Teilhabe nicht nur die Gesundheit von einzelnen, sondern die Resilienz der gesamten Gesellschaft stärkt, ist ebenfalls wissenschaftlich gut belegt. Aber dazu ein andermal – denn für heute sind Ihre sechs Minuten schon fast ausgeschöpft. Aber wir hoffen doch mit Blick auf Ihren Nachttisch: Für Sie darf es auch gern ein bisschen mehr sein.
Sibylle Birrer, Vorsteherin Amt für Kultur