Auf dem Moränenzug, der das Stockental gegen Norden begrenzt, erhebt sich die mittelalterliche Burg «ze Stoken», auch Jagdburg genannt. Die einsturzgefährdete Ruine konnte von 2020 bis 2024 unter fachlicher Begleitung des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern untersucht und zusammen mit der Stiftung Ruine Jagdburg saniert werden. Am 20. April 2024 wurde die gesicherte und wieder zugänglich gemachte Anlage mit einem Fest der Bevölkerung vorgestellt.
Die Burg war seit dem Ende des Mittelalters dem Zerfall überlassen. Diesen zu stoppen, war das Ziel der 2012 von der damaligen privaten Besitzerin der Burg errichteten und finanziell ausgestatteten Stiftung. Im Vorfeld der dazu notwendigen Konservierung unternahm der Archäologische Dienst eine Untersuchung, um die Baugeschichte der Burg zu klären.
Die nun abgeschlossene Konservierung der Ruine konzentrierte sich auf die Sicherung des Mauerwerks von Wohnturm und Zwinger. Da die Mauerkronen in einem sehr schlechten Zustand waren, wurden die obersten Steinlagen abgetragen und der obere Abschluss neu aufgemauert. Auch mussten die zurückgewitterten Fugen neu ausgemörtelt werden.
Die zwischen 1270 und 1290 errichtete Burg, über Jahrhunderte der Herrschaftsmittelpunkt des Stockentals, entstand durch einen dreisten Betrug. Das Tal war im 13. Jahrhundert im Besitz des Chorherrenstiftes Amsoldingen. Dessen Vorsteher Heinrich von Wädenswil hatte mit seiner Geliebten Lütegard von Uebeschi drei Söhne. Um seinen ältesten Sohn Berchtold standesgemäss versorgen zu können, bediente sich Heinrich 1273 bei den Gütern des Stifts. Er übergab Berchtold das Stockental, errichtete dort die Jagdburg und gründete so auf Kosten des Stifts die Herrschaft Stocken. Die Chorherren wehrten sich gegen diesen Diebstahl, jedoch vergebens, denn Heinrich griff zu einem Trick: Er schenkte die Herrschaft Graf Rudolf von Habsburg und erhielt diese von ihm als erbliches Burglehen zurück.
Wie die Untersuchungen zeigen, bestand die damals errichtete Burg aus einem zweigeschossigen, gemauerten «Festen Haus», das nach einem Brand um 1380 um ein Geschoss aufgestockt und zu einem Wohnturm umgestaltet wurde. Im Westen schloss ein Burghof an, im Süden lag der Zwinger mit dem Burgtor.
Die Sanierung ist vorerst beendet, aber noch harren die Mauern des Burghofes der Konservierung. Die Stiftung hofft, auch diese bald vornehmen zu können, und sie ist bereits auf Geldsuche.