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Sondiergrabungen neben der Rentierjägerstation «Moosbühl»

Umgeben von Eisenbahn, Industrie, Familiengärten und Wohnblöcken liegen in Moosseedorf die wichtigsten späteiszeitlichen Fundstellen des Kantons Bern. Einen Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche neben den bekannten Fundstellen hat die Gemeinde im Zuge der Siedlungsverdichtung in Bauland umgezont. Um den Umfang von Rettungsgrabungen abzuschätzen, führt der Archäologische Dienst des Kantons Bern aktuell Sondiergrabungen im eingezonten Bereich durch.

Die auf kleinen Hügeln gelegenen Fundstellen beim Moosbühl stammen aus der späten Altsteinzeit, dem sogenannten Magdalénien, um 13 000 v. Chr. Moosbühl 1 wurde durch verschiedene Grabungen in den Jahren von 1924 bis 1971 untersucht. Die Fundstelle lieferte mit dem Nachweis von Zeltplätzen späteiszeitlicher Jäger und Sammlerinnen europaweit bedeutende Ergebnisse. Neben Tausenden Feuersteinwerkezeugen und Knochenresten der Jagdbeute wurden auch Schmuckstücke aus Sapropelit (Gagat) sowie ein Fragment von baltischem Bernstein geborgen. Die Funde gehören heute zur Sammlung des Bernischen Historischen Museums. Die Lage der Fundstelle Moosbühl 2 hat der Archäologische Dienst 2019 mit Sondierungen erfolgreich überprüft. Beide Fundstellen, Moosbühl 1 und 2, bleiben weiterhin geschützt.

Südwestlich der zwei Fundstellen lassen die Verteilung der Lesefunde und verschiedene von 2016 bis 2018 durchgeführte Sondierungen deutlich weniger archäologische Funde vermuten. Ein Teil dieser in den vergangenen Jahrzehnten landwirtschaftlich genutzten Fläche konnte daher im Rahmen der Ortsplanungsrevision der Gemeinde Moosseedorf in Bauland umgezont werden. Wenn diese Fläche in den nächsten Jahren bebaut wird, werden allfällige archäologische Funde vorher wissenschaftlich untersucht.

Deshalb öffnet der Archäologische Dienst im Frühjahr 2023 in regelmässigen Abständen 25 m2 grosse «Fenster in den Boden». Sie zeigten bisher zwar keine Hinweise auf weitere späteiszeitliche Lagerplätze, aber unter dem Pflughorizont mehr oder weniger gut erhaltene Steinkonzentrationen, mit Lehm ausgekleidete Gruben, Brandschichten, Keramikscherben und vereinzelte Silexsplitter.

Die Funde stammen von späteren menschlichen Aktivitäten auf dem Moosbühl. Anhand ihrer Ausdehnung und Erhaltung können vor einer künftigen Überbauung der Umfang der notwendigen archäologischen Rettungsgrabungen abgeschätzt und eine geeignete Grabungsstrategie festgelegt werden.

Mitarbeitende des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern öffnen auf dem Moosbühl in Moosseedorf ein «Fenster in den Boden». © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Raphael Ehrensperger
Neben grösseren Grabungsflächen unter Zelten wird mit punktuellen Baggerschlitzen die Ausdehnung der Fundschichten auf dem Moosbühl abgeklärt. © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Christian Häusler
Typische Feuersteinwerkzeuge aus der benachbarten Fundstelle Moosbühl 2 (13 000 v. Chr.) © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Philippe Joner
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