In der ehemaligen Makkaronifabrik in Ittigen sind Wohnungen mit spannenden Ein- und Ausblicken entstanden. Der sorgfältige Umbau macht Struktur und Materialität des frühen Fabrikbaus wieder erlebbar.
Das Gewerbe im Worbletal hat eine lange Tradition. Seit dem Mittelalter gibt es hier Mühlen für die Nahrungsmittelproduktion oder die Herstellung von Papier. Das Gebäude der Makkaronifabrik in Ittigen ist einer der seltenen baulichen Zeugen für die Mechanisierung und die Entwicklung neuer Gewerbezweige in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Von der Öle zur ersten Berner Teigwarenfabrik
Eine Getreidemühle bestand im Schermen schon in der Zeit um 1300. Später kam eine Öle hinzu, deren Gebäude die Gebrüder Lacroix 1831 erwarben. Die umtriebigen Fabrikanten begannen hier zusätzlich Schokolade herzustellen und erweiterten schliesslich die Räume genauso wie ihre Produktepalette, die zeitweilig von Pastillen über Kaffee-Essenz bis zur Wagenschmiere reichte. Als das Gebäude 1843 kurz vor seiner Vollendung erneut den Besitzer wechselte, zeichnete sich bereits eine Schwerpunktsetzung ab: aus der Schokoladen- wurde eine Teigwarenfabrik – nach Luzern (1838) und Chur (1841) eine der ersten der Schweiz.
Verbindung zwischen Innen und Aussen
Bauliche Veränderungen, die seit dem Auszug der Makkaroniproduktion 1917 in mehreren Phasen erfolgten, und der Zustand des Gebäudes sorgten für eine komplexe Ausgangslage und Überraschungen während des Bauprozesses. Trotzdem ist ein Umbau gelungen, der sich an den ursprünglichen Strukturen orientiert, ohne alle Spuren nachträglicher Veränderung zu verwischen.
Der Mitteltrakt hat seine zentrale Funktion als Verbindung zwischen Innen und Aussen wieder erlangt: verschlossene Zugänge und Fenster sind geöffnet, eine ehemals vorhandene Treppe ist in neuen Formen wieder in Gebrauch und ein Liftschacht in Gestalt eines Betonturms hinzugekommen. Aus den Fenstern zum Hof ergeben sich spannende Aus- und Einblicke. Auch die zentrale Öffnung des Dachraums ist wieder erlebbar, da lichtdurchlässige Böden nachträglich eingefügte Zwischendecken ersetzen.
Räume mit unterschiedlichem Charakter
Dort, wo einst Nudeln trockneten, sind nun Wohneinheiten mit geradlinigem Grundriss untergebracht. Im Süden bilden die grosszügigen Lauben eine ideale Erweiterung in Form von geschützten Aussenräumen. Die Wohnungen in den unteren Geschossen haben einen anderen Charakter. In Rücksichtnahme auf die historische Bausubstanz sind abwechslungsreiche Strukturen mit unterschiedlichen Niveaus und spannungsreichen Durchblicken entstanden.
Die mit grossem Aufwand restaurierten Balkendecken, zum Teil als Kappendecke mit gemauerten Bögen, und das historische Mauerwerk sind – wo immer möglich – sichtbar belassen. Selbst die grosse Rundbogenöffnung der Westfassade, die den Transport von Rohstoffen und Waren in den Mühlenbereich ermöglichte, ist wieder offen. Den dahinter liegenden Bereich hat man in seiner ursprünglichen Höhe in einen lichtdurchfluteten Wohnraum verwandelt.
Fachwerk 2024: Baukultur und Nachhaltigkeit
Das aktuelle Magazin Fachwerk der Denkmalpflege illustriert die Bezüge zwischen Baukultur und Nachhaltigkeit und eine vielfältige Sammlung von Berichten zu frisch restaurierten Objekten oder Erkenntnissen aus der Bauforschung – darunter die Makkaronifabrik in Ittigen. Fachwerk online lesen: www.be.ch/fachwerk.
