Mit dem Übergang an die Stiftung Ende 2021 ist der einstige Amtssitz Schloss Aarwangen aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Es stehen grosse Veränderungen an. Im Vorfeld von Umbaumassnahmen unternehmen die kantonale Denkmalpflege und der Archäologische Dienst umfangreiche Untersuchungen zur Klärung der Baugeschichte.
Es ist kein Schloss auf einem Hügelsporn, sondern es liegt direkt am Aareufer. Die 1251 erstmals genannten Ministerialen von Aarwangen waren von ihren Herren, den Grafen von Kyburg, beauftragt worden, den dortigen Flussübergang zu überwachen. Später war die Burg im Besitz der Herren von Grünenberg, bevor sie 1432 an Bern verkauft wurde und zum Landvogteisitz wurde. Als bernischer Amtssitz mit Gericht diente Aarwangen dann bis 2012. 2021 hat die Stiftung Schloss Aarwangen das Anwesen mit dem Ziel übernommen, es zu einem Oberaargauer Begegnungszentrum zu entwickeln.
Die bisherigen boden- und bauarchäologischen Untersuchungen haben ergeben, dass die frühe Baugeschichte eng mit den ersten Besitzern und deren Auftrag zusammenhängt. So wurde der Bergfried, der zentrale Turm mit seinen Bossenquadern, 1265 erbaut. Gleichzeitig entstand, durch einen schmalen Hof getrennt, aareseitig ein grosses dreigeschossiges Wohnhaus, der Palas. Eine Ringmauer mit einem Trockengraben umschloss die Anlage auf den drei dem Fluss abgewandten Seiten. Wahrscheinlich haben die Herren von Aarwangen auch damals eine erste Brücke erbaut; genannt wird sie allerdings erst 1313.
Unter den Herren von Grünenberg wurde der Palas 1372 um ein hölzernes, gegen die Aare hin mit mächtigen Balken weit vorkragendes Geschoss aufgestockt. Alle späteren Umbauten gehören in die Zeit der Berner Herrschaft, vor allem ins baufreudige 17. Jahrhundert. 1625 erhielt der Bergfried seinen heutigen Abschluss mit den gestuften Rundfenstern, 1637 wurde der westliche, 1695 der östliche Turmanbau erstellt und 1643 entstand der zierliche Treppenturm mit seinem hochragenden Kegeldach, der noch heute den Haupteingang ins Schloss bildet. Kurz nach 1800 erhielt das Schloss sein bis heute bestehendes Aussehen.
Die Umbauarbeiten sollen im Frühling 2024 abgeschlossen sein. Sie werden bis dahin vom Archäologischen Dienst und der Denkmalpflege begleitet, denn noch hat das Schloss längst nicht alle Geheimnisse preisgegeben.

