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Laufende Untersuchungen Archäologie

Der Archäologische Dienst des Kantons Bern führt laufend mehrere Untersuchungen durch, wie Landgrabungen, Tauchgrabungen oder Bauuntersuchungen. Meist handelt es sich um Rettungsgrabungen im Zusammenhang mit geplanten Bauvorhaben oder bei natürlicher Erosionsgefahr.

Rettungsgrabungen im Bereich der Tramwendeschlaufe in Kleinwabern

Am Montag, 15. September 2025, startet der Archäologische Dienst des Kantons Bern im Bereich der geplanten Tramwendeschlaufe der Endhaltestelle Kleinwabern mit Rettungsgrabungen. Diese sind eine Voraussetzung für die Realisierung des Projekts «Tram Kleinwabern».

Vorabklärungen im Bereich der geplanten Endhaltestelle Kleinwabern zeigten, dass Siedlungsreste aus der Bronzezeit, aus römischer Zeit und aus dem Mittelalter im Boden liegen. Da die Fundstellen bei der Realisierung des Projekts «Tram Kleinwabern» nicht im Boden erhalten werden können, untersucht der Archäologische Dienst diese vorgängig. Bei den Rettungsgrabungen legen die Mitarbeitenden die im Boden erhalten gebliebenen Siedlungsreste frei, dokumentieren sie und bergen die Funde. Die Ausgrabungen beginnen im Nordwesten des Areals (s. Plan, Phase 1, grün) und dauern rund 2 Jahre.

  • Weitere Infos zum «Tram Kleinwabern»

Eine neue archäologische Fundstelle in Oberbalm

Mitte Oktober 2025 entdeckte ein Mitarbeiter des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern (ADB) bei der Begleitung des Baggeraushubs an der Hinterbergstrasse in Oberbalm urgeschichtliche Keramikscherben und Verfärbungen in der Baugrube. Konzentrationen von verbrannten Steinen, Gruben und Pfostengruben von vergangenen Holzpfosten gehören zu den letzten Resten früherer Siedlungen aus unterschiedlichen Epochen.

Die Funde deuten auf eine überraschend lange Besiedlung des Platzes von der Urgeschichte bis ins frühe Mittelalter hin. Der bisher wohl älteste Fund dürfte ein Werkzeug aus Feuerstein sein (Silex), das vielleicht aus der Jungsteinzeit stammt. Fragmente von Keramikgefässen lassen eine bronzezeitliche Siedlung vermuten. Römische Ziegel könnten zu einer 2000 Jahre alten Siedlung in der Umgebung gehören. Reste eines Kochtopfs aus Speckstein (Lavez) datieren in die spätrömische Epoche oder das Frühmittelalter.

Nach der Entdeckung der Fundstelle hat der ADB eine Rettungsgrabung eingeleitet. Noch vor Baubeginn im Frühjahr 2026 sollen möglichst viele Strukturen und Funde fachgerecht dokumentiert und geborgen werden. Sie werden zahlreiche neue Erkenntnisse zur Ur- und Frühgeschichte von Oberbalm liefern.

Rettungsgrabung im römischen Gutshof von Ipsach

Seit Juni 2025 führt der Archäologische Dienst des Kantons Bern im römischen Gutshof von Ipsach eine Rettungsgrabung durch. Die archäologische Untersuchung in den Fluren Räberain/Römermatte findet im Vorfeld eines geplanten Bauvorhabens und in mehreren Etappen 2025 und 2026/27 statt. Erwartet werden römerzeitliche Steingebäude und punktuelle ältere Siedlungsreste.

Entdeckt wurde der römische Gutshof von Ipsach bereits 1830, als ein Bad und zwei Gebäude im Bereich des Herrenhauses (pars urbana) sowie eine Strasse untersucht wurden. Eine erste Rettungsgrabung des Archäologischen Dienst 1997 lieferte Gebäudeteile im Ökonomiebereich (pars rustica) des Gutshofes, primär des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. Dazu kommen umfangreiche Siedlungsreste aus der Spätbronzezeit (um 1100–800 v. Chr.). Nachfolgende Rettungsgrabungen führten zur Entdeckung weiterer römischer Ökonomiegebäude sowie eines kleinen eisenzeitlichen Friedhofs (um 300–200 v. Chr.) mit fünf bestatteten Keltinnen.

Das jungsteinzeitliche Dorf von Biel, Campus

In den Jahren 2018/19 führte der Archäologische Dienst des Kantons Bern südlich des Bahnhofs Biel eine Rettungsgrabung durch. Die durch den geplanten Neubau der Berner Fachhochschule ausgelöste Untersuchung lieferte umfangreiche Siedlungsreste aus der Jungsteinzeit. Die für den Herbst 2023 geplante Publikation der Ergebnisse gibt Einblicke in die älteste umfassend ausgegrabene jungsteinzeitliche Siedlung am Bielersee.

Entdeckt wurden in der Rettungsgrabung Reste eines jungsteinzeitlichen Dorfes aus der Zeit 3842–3838/37 v. Chr. Das Dorf bestand aus Häusern, die in parallelen Reihen angeordnet und von mehreren Palisaden umfriedet waren. Aus der archäologischen Schicht wurden viele Funde aus dem Alltagsleben geborgen, wie Keramik oder Werkzeuge und Waffen aus Silex.

Dank der laufenden, interdisziplinären Auswertung dieser Funde und Gebäudereste kann die Organisation und Entwicklung der Siedlung und die Lebensweise seiner Bewohnerinnen und Bewohner detailliert rekonstruiert und in die regionale Urgeschichte eingebettet werden.

Kiesabbau und Archäologie im Challnechwald

Seit dem Mai 2019 läuft im Challnechwald südlich von Kallnach eine Grossgrabung des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern. Anlass für die seit Längerem geplante archäologische Untersuchung ist der Abbau eines Teils des Hügelzuges zur Kiesgewinnung. Auf dem Hügelplateau befindet sich eine Grabhügelnekropole aus der älteren Eisenzeit (sog. Hallstattzeit, 800–450 v. Chr.).

Ein Grabhügel besteht aus einer Grabkammer aus Holz und manchmal aus Steinen, die in der Mitte des Hügels liegt. Der Hügel selbst besteht aus aufgeschütteter Erde und/oder Steinen. Die Grabhügel vom Challnechwald sind schon seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Vier davon wurden bereits 1874/1877 teilweise ausgegraben.

Eine Auswahl der spektakulärsten Entdeckungen war 2023/24 in der Ausstellung «Archäologie aktuell» im Bernischen Historischen Museum zu sehen.

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