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Laufende Untersuchungen Archäologie

Der Archäologische Dienst des Kantons Bern führt laufend mehrere Untersuchungen durch, wie Landgrabungen, Tauchgrabungen oder Bauuntersuchungen. Meist handelt es sich um Rettungsgrabungen im Zusammenhang mit geplanten Bauvorhaben oder bei natürlicher Erosionsgefahr.

Werkleitungsarbeiten im Oppidum Roggwil

Seit Ende Februar 2023 laufen im Bereich der keltischen Stadt (Oppidum) von Roggwil umfangreiche Werkleitungsarbeiten. Der Archäologische Dienst des Kantons Bern begleitet diese bis Ende 2024 geplanten Bodeneingriffe, welche weitere Erkenntnisse zur gut 2000-jährigen Siedlung liefern dürften.

In einem ersten Schritt werden die Leitungen entlang des Oberen Freiburgweges erneuert – im Bereich, wo der bis zu 30 m breite und 3,5 m tiefe Graben der damaligen Abschnittsbefestigung verläuft. Weitere Eingriffe entlang des Kilchweges versprechen Hinweise auf den dazugehörigen Wall sowie auf die Bebauung im Innern der 23 ha grossen Stadt.

Die bedeutende Fundstelle im heutigen Oberaargau wurde 2008 zufällig entdeckt. Das seither gesammelte Wissen zum Oppidum Roggwil hat der Archäologische Dienst 2022 in Buchform publiziert.

  • Monografie «Das Oppidum von Roggwil»

  • Ausflugsziel «Roggwil, Fryburg»

Eine bronzezeitliche Grosssiedlung in Kehrsatz und Köniz

Von 2015 bis 2018 wurden in Kehrsatz, Breitenacher und Köniz, Chlywabere BLS auf über 20 000 m2 Reste mehrerer Siedlungen aus der mittleren bis späten Bronzezeit ausgegraben. Die dokumentierten Siedlungsreste aus dem Zeitraum von etwa 1600–1300 v. Chr. werden aktuell detailliert ausgewertet und die gewonnenen Ergebnisse ermöglichen einmalige Einblicke in Siedlungsstrukturen dieser Zeit in der Region Bern.

Dank Hunderten von Pfostengruben können Dutzende Hausgrundrisse rekonstruiert werden. Zahlreiche weitere Strukturen liefern reiches Fundmaterial, darunter hauptsächlich Keramik, welches vom Alltag in Kehrsatz/Köniz erzählt. Eine 3D-Modellierung der verschiedenen Siedlungsschichten verspricht interessante Einblick in die Mikrotopografie der Fundstelle.

Das jungsteinzeitliche Dorf von Biel, Campus

In den Jahren 2018/19 führte der Archäologische Dienst des Kantons Bern südlich des Bahnhofs Biel eine Rettungsgrabung durch. Die durch den geplanten Neubau der Berner Fachhochschule ausgelöste Untersuchung lieferte umfangreiche Siedlungsreste aus der Jungsteinzeit. Die für den Herbst 2023 geplante Publikation der Ergebnisse gibt Einblicke in die älteste umfassend ausgegrabene jungsteinzeitliche Siedlung am Bielersee.

Entdeckt wurden in der Rettungsgrabung Reste eines jungsteinzeitlichen Dorfes aus der Zeit 3842–3838/37 v. Chr. Das Dorf bestand aus Häusern, die in parallelen Reihen angeordnet und von mehreren Palisaden umfriedet waren. Aus der archäologischen Schicht wurden viele Funde aus dem Alltagsleben geborgen, wie Keramik oder Werkzeuge und Waffen aus Silex.

Dank der laufenden, interdisziplinären Auswertung dieser Funde und Gebäudereste kann die Organisation und Entwicklung der Siedlung und die Lebensweise seiner Bewohnerinnen und Bewohner detailliert rekonstruiert und in die regionale Urgeschichte eingebettet werden.

Kiesabbau und Archäologie im Challnechwald

Seit dem Mai 2019 läuft im Challnechwald südlich von Kallnach eine Grossgrabung des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern. Anlass für die seit Längerem geplante archäologische Untersuchung ist der Abbau eines Teils des Hügelzuges zur Kiesgewinnung. Auf dem Hügelplateau befindet sich eine Grabhügelnekropole aus der älteren Eisenzeit (sog. Hallstattzeit, 800–450 v. Chr.).

Ein Grabhügel besteht aus einer Grabkammer aus Holz und manchmal aus Steinen, die in der Mitte des Hügels liegt. Der Hügel selbst besteht aus aufgeschütteter Erde und/oder Steinen. Die Grabhügel vom Challnechwald sind schon seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Vier davon wurden bereits 1874/1877 teilweise ausgegraben.

Eine Auswahl der spektakulärsten Entdeckungen, wie ein kürzlich gefundener Ring aus Goldblech, ist seit dem 21. September 2023 in der Ausstellung «Archäologie aktuell» im Bernischen Historischen Museum zu sehen.

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