Die Grabung in der Kirche Biel-Mett geht auf die Jahre 1975/76 zurück und war ein Meilenstein, folgten doch in den folgenden Jahrzehnten viele weitere Kirchengrabungen im Kanton Bern. Die dabei erschlossenen Fundstellen sind insofern von Bedeutung, als am Ort mittelalterlicher Kirchen in aller Regel bereits im Frühmittelalter oder in römischer Zeit gesiedelt wurde. 1978 wurden die Funde von Biel-Mett teilweise veröffentlicht und dadurch international bekannt; die Gesamtauswertung stand jedoch aus. Es unterstreicht deren Bedeutung, dass sich jetzt ausgewiesene Spezialistinnen und Spezialisten bereit erklärt haben, die Ausgrabung Jahrzehnte später aufzuarbeiten.
Eine christliche Kirche als Nachfolge eines spätantiken Mausoleums
Die Auswertung zeichnet die Geschichte der Kirche und ihres Ortes nach. Diese beginnt mit dem Mausoleum des 4. Jahrhunderts n. Chr., das nach römischem Brauch an einem Verkehrsweg stand. An dessen Stelle wurde um 700 die erste Kirche errichtet. Der Ort der Kirche wurde vermutlich in bewusster Anknüpfung an die spätrömische Tradition gewählt. So diente die Kirche der Bestattung von Angehörigen des Kirchengründers und der Oberschicht.
Die Kirche erfuhr in den folgenden Jahrhunderten mehrere Neu- und Umbauten, bis sie 1923 ihre heutige Form erhielt und 1974 bis 1977 umfassend restauriert wurde. Seit 1528 dient sie dem reformierten Gottesdienst.
Skelette und Grabbeigaben
Anthropologische Untersuchungen legen nahe, dass einige der in der frühmittelalterlichen Kirche bestatteten Personen verwandt waren. Auffällig ist insbesondere die ausserordentliche Grösse der Männer mit rund 176 cm.
Die Ausgrabungen förderten bedeutende Fundstücke zutage. Neben römischen Architekturfragmenten sind vor allem die spätantiken Gläser hervorzuheben – eines davon ist mit Schliffdekor aufwendig verziert –, die dem im Mausoleum bestatteten Mann ins Grab mitgegeben wurden. Zu erwähnen ist auch die ebenfalls hier aufgefundene vergoldete Gewandschliesse (Fibel) aus Bronze. Sie kennzeichnete deren Träger als hochrangige Person des Militärs oder Staatsdienstes. Weitere herausragende Funde sind frühmittelalterliche Gürtelbeschläge.
Buch und Informationstafel
Mit der Publikation zu Biel-Mett eröffnet der Archäologische Dienst die neue Buchreihe «Hefte zur Archäologie im Kanton Bern». Diese soll dank Vereinfachungen in Layout, Druck und Ausrüstung Forschungsresultate günstiger publizieren.
Mit der neuen Publikation geht eine Auffrischung der archäologischen Vermittlung vor Ort einher. Die jahrzehntealten grossen Informationstafeln wurden durch eine schlanke Stele ersetzt, welche den Blick auf den Platz mit dem Bauensemble von Kirche und altem Pfarrhaus freigibt. Erneuert wurde auch die Ausstellungsvitrine. Der Glasbecher, eine Kopie der Grabbeigabe aus dem spätantiken Mausoleum, wurde durch eine neue Replik ersetzt – die Sonneneinstrahlung hatte den figürlichen Schliffdekor der alten unkenntlich gemacht.
Öffentliche Buchpräsentation mit Kantonsarchäologe Adriano Boschetti und Doris Amsler-Thalmann, Präsidentin des reformierten Gesamtkirchengemeinderats Biel; Vortrag von Peter Eggenberger, Hauptautor: Biel-Mett zwischen Alamannen und Burgundern. Die Ergebnisse der archäologischen Forschungen zur Kirche Biel-Mett
Mittwoch, 9. November 2016, 18 Uhr, Kirche Biel-Mett, Gottfried-Ischerweg 11, 2504 Biel
Angaben zur Publikation:
Peter Eggenberger et al., Vom spätantiken Mausoleum zur Pfarrkirche. Die archäologische Untersuchung der Kirche von Biel-Mett. Hefte zur Archäologie im Kanton Bern 1. Bern 2016. 276 S., 274 Abb.
Preis: CHF 34.–. ISBN 978-3-9524659-1-2.
Erhältlich im ADB, adb@erz.be.ch, Tel. 031 633 98 00 oder im Buchhandel.