In Oberbalm zwischen Schwarzenburg und Köniz untersucht der Archäologische Dienst des Kantons Bern (ADB) die Reste einer mittelalterlichen Siedlung. Einige Funde zeigen aber, dass die Geschichte Oberbalms noch weiter zurückgeht und sowohl die römische Epoche als auch die prähistorische Zeit umfasst.
Historisch erwähnt wird Oberbalm erstmals im Jahr 1228 als Balmes. Bei der Überwachung des Baggeraushubs für Neubauten an der Hinterbergstrasse stellte sich jedoch schnell heraus, dass die Geschichte des Dorfes bereits viel früher begann. Zunächst entdeckte ein Mitarbeiter des ADB prähistorische Scherben. Diese Fragmente von Gefässen stammen wohl aus der Bronze- oder Eisenzeit und belegen, dass auch schon vor Jahrtausenden an dieser bevorzugten Lage gesiedelt wurde. Eine retuschierte Klinge aus Feuerstein wurde in prähistorischer Zeit als Messer benutzt – sie könnte über 4000 Jahre alt sein.
Am Anfang standen Holzhäuser
Bei den näheren Abklärungen zeigten sich im Boden zahlreiche Verfärbungen von Gruben und Pfostengruben früherer Siedlungen. Darin eingebettete römische Dachziegel sprechen dafür, dass in der Nähe in römischer Zeit die Gebäude eines Gutshofs standen. Die meisten der Gruben dürften aber im Früh- bis Hochmittelalter (etwa 500 bis 1250 n. Chr.) entstanden sein, als hier das Dorf angelegt wurde, das sich später zum heutigen Oberbalm entwickelte. Gruben mit Keilsteinen zeugen von mächtigen Pfosten von Holzhäusern. Die Pfosten selbst sowie alle Konstruktionsteile aus Holz haben sich im kiesigen Boden leider nicht erhalten. Auch Funde des täglichen Lebens aus dieser Zeit sind in Oberbalm wie anderswo selten. Erhalten blieben neben wenigen Eisenobjekten vor allem Fragmente von Kochtöpfen aus Speckstein (Lavez), die aus dem Alpenraum importiert wurden.
Ein kleiner Webkeller
Auf der Ausgrabung ist auch ein sogenanntes Grubenhaus entdeckt und freigelegt worden. Die rechteckige Grube von 2,4 auf 2,7 Meter zeichnet sich deutlich im Untergrund ab und besitzt an den Schmalseiten je drei Pfostengruben von den eingesetzten Wand- und Firstpfosten. Solche in den Boden eingetiefte Häuser wurden oft als Webkeller genutzt.
Die Rettungsgrabung wird in den kommenden Wochen fortgesetzt. Die Dokumentation der Gruben hilft dabei, zumindest einen Ausschnitt des Siedlungsplans des frühesten Oberbalms zu rekonstruieren. Begleitende naturwissenschaftliche Untersuchungen werden zudem Erkenntnisse zur Siedlungsgeschichte und den Lebensgewohnheiten der Menschen liefern, die auf dieser Sonnenterrasse über dem Mittelland ihr Dorf gründeten.


