Im Frühjahr 2021 entdeckte der Archäologische Dienst des Kantons Bern im alten Flussbett der Zihl in Aegerten ein grosses, zerscherbtes Tongefäss. Es erwies sich als römische Amphore, die für den Transport von Öl aus Spanien benutzt wurde. Aus über 100 Teilen zusammengesetzt, ist die Amphore nun im Neuen Museum Biel zu besichtigen.
Zum Fund der Amphore kam es, als eine Mitarbeiterin des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern Bauarbeiten im unberührten, natürlichen Flusssediment der alten Zihl in Aegerten begleitet hatte. Das grosse Tongefäss war zwar zerscherbt, seine Form jedoch weitgehend erhalten (Abb. 1). Nach der aufwendigen Restaurierung im Labor für Konservierung und Restaurierung aus über 100 Teilen präsentierte es sich als bauchiges, enghalsiges Tongefäss mit zwei Henkeln, 73 cm hoch und 50 breit (Abb. 2). Solche Amphoren wurden in Südspanien produziert, um das damals schon begehrte Olivenöl im ersten Jahrhundert n. Chr. in den Norden des Römischen Reiches zu transportieren. Sie hatten ein Fassungsvermögen von 65 l.
Die Reinigung der Oberfläche brachte alte Pflanzenabdrücke sowie Kalkverkrustungen zum Vorschein, die sich bei längerer Lagerung im Wasser bilden; zudem deuten die Bruchstellen sowie die Fundposition darauf hin, dass das Gefäss ins Wasser gefallen ist und auf dem Flussboden aufgeschlagen hat. Dank Inschriften ist bekannt, dass in der Römerzeit Waren auf dem Gewässernetz von Rhein, Aare und Zihl sowie den Jurarandseen transportiert wurden. Archäologische Untersuchungen erbrachten ausserdem den Nachweis von verschiedenen Hafenanlagen in der Nähe von Aegerten und Studen/Petinesca. Es ist daher gut möglich, dass die Amphore beim Umschlag der Waren von einem antiken Transportschiff in die Zihl gefallen ist. Die Amphore ist nun bis zum 8. Januar 2023 im Neuen Museum Biel zu sehen, wo auch zwei Filme ihre Entdeckung und Restaurierung aufzeigen.