Im schmelzenden Eis auf dem Schnidejoch an der Lenk im Berner Oberland wurde 2003 und 2005 eine rund 5000 Jahre alte Bogenausrüstung entdeckt. Nach der aufwendigen Konservierung durch den Archäologischen Dienst des Kantons Bern sind die Funde seit dem 16. Mai 2025 im Bernischen Historischen Museum ausgestellt. Vor Ort in der Lenk werden die Funde vom Schnidejoch aktuell auch im innovativen Cube gewürdigt.
Als 2003 eine Wanderin auf einer Bergtour auf dem Schnidejoch oberhalb der Lenk ein Objekt aus Birkenrinde fand und es dem Bernischen Historischen Museum übergab, war dies der Beginn der «Eisarchäologie» im Kanton Bern. Der Fund entpuppte sich nach den ersten Untersuchungen als Bogenfutteral aus der Zeit um 2800 v. Chr. Es schützte Pfeile und Bogen vor Feuchtigkeit und Beschädigung und erleichterte die Fortbewegung im alpinen Gelände, indem es, auf dem Rücken getragen, die Hände freiliess.
Konservierung und Ausstellung des Bogenfutterals
Weil bei der Entdeckung des Bogenfutterals noch zu wenig Wissen über das Trocknen von Birkenkork vorhanden war, wurde das Objekt im Labor des Archäologischen Dienstes wieder eingefroren. Danach wurden der Fund und das Material Kork im Rahmen eines vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Forschungsprojektes an der Hochschule der Künste Bern und der Universität Bern untersucht. In der daraus resultierenden Forschungsarbeit, die nun als Buch gedruckt vorliegt, konnten zahlreiche Details zur Herstellung des Futterals dokumentiert und eine einfache Lösung für seinen langfristigen Erhalt gefunden werden. Damit ist nun, 20 Jahre später, das Auftauen und Konservieren der ganzen Ausrüstung gelungen.
Das gewonnene Wissen wird aktuell vielfältig vermittelt: Im Rahmen der Ausstellung der Funde in der sechsten Ausgabe von «Archäologie aktuell. Berner Funde frisch aus dem Boden» im Bernischen Historischen Museum finden Führungen, Workshops für Schulklassen und Familienateliers statt. Ein 3D-Modell des Bogenfutterals lädt ein zum individuellen Erkunden des einzigartigen Fundes, eine Hands-on-Station bringt die Materialität des Fundes und des Rohstoffes Birkenkork näher.
Eine weitere Ausstellung zum Schnidejoch
Auch der Verein Ortsmuseum Lenk zeigt aktuell eine Ausstellung zu den Funden vom Schnidejoch. Möglich macht dies ein innovativer kleiner Ausstellungsraum neben dem Tourist Center Lenk, der sogenannte Cube. Er wurde im Sommer 2024 eröffnet, ist vielfältig bespielbar und jederzeit frei zugänglich. 2024 mit dem Innovationspreis Berner Oberland ausgezeichnet, steht der Cube exemplarisch für einen niederschwelligen Zugang zum archäologischen Fachwissen und sensibilisiert die Bevölkerung für den Wert des lokalen Kulturerbes.


