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Eintauchen. Schätze sichten.

Ein Schlafsaal mit Holzbetten, dicht aneinandergereiht, eine Zuglampe von der Decke. Der kollektive Nachtkübel, mit vier Tragegriffen zum morgendlichen Entleeren, ist als Kommentar zum Sammlungsgut erwähnt: Die Fotografie, aufgenommen um 1928 von Henri Georges Delacour, Strafgefangener, ist eine sozialgeschichtliche Momentaufnahme aus der Justizvollzugsanstalt Thorberg. Sie ist Teil der Archivbestände des Museum Krauchthal – ein kleines, engagiertes, ehrenamtlich geführtes Haus, zweimal im Monat während je drei Stunden fürs Publikum geöffnet.

Seit April ist nun aber das unscheinbare und zugleich aussagekräftige Stück fotografierter Zeitgeschichte rund um die Uhr einsehbar. Weltweit. Je nach Suchmodus flankiert vom ledernen Löscheimer aus dem Rebbaumuseum am Bielersee, dem 2'500 Jahre alten Rasiermesser aus dem Neuen Museum Biel oder dem – punkto Design zwar hinreissenden, orthopädisch aber haarsträubenden – japanischen Paar Kinderschuhe aus der Sammlung Schloss Burgdorf.

Zusammen mit den Kantonen Basel-Landschaft, Aargau und Solothurn stellt der Kanton Bern interessierten Museen und Sammlungen mit KIMnet eine digitale Plattform zur Verfügung. Sie dient als kollektiv genutzte und zugleich professionell betreute Kulturgüter-Datenbank. Damit wird es gerade auch für kleinere Museen möglich, ihre Bestände zu erfassen – und damit die Schatzkammern des gemeinsamen Kulturguts zu öffnen.

Entstanden ist KIMnet als partnerschaftliches Projekt der Nordwestschweizer Kantone, in enger Kooperation mit über 70 Pilotmuseen – mehr als ein Drittel davon aus dem Kanton Bern –, vier Museumsverbünden und zahlreichen Partnerinnen und Partnern in der Schweiz und Europa. Mehr als 280'000 Objekte sind bereits erfasst, 130'000 Objekte sind bisher öffentlich abrufbar, darunter auch die frühe Thorberg-Fotografie.

Dabei geht die Reise von KIMnet nun erst richtig los. Denn, konsequent im kooperativen Ansatz, ist KIMnet auf Ausweitung angelegt. Andere Kantone und ihre Museen sollen dazu stossen. Aus dem deutschsprachigen Pilotprojekt soll ein zweisprachiges Angebot werden. Im Digitalen ist die Depot-Fläche schliesslich unbegrenzt, Schimmelpilz inexistent und die konservatorischen Herausforderungen sind «quantité négligeable».

Doch nur wenn die Sammlungsobjekte – von Trachtenschmuck zu Kachelofen und stylischem Beatmungsgerät – auffindbar sind, können wir sie heute oder morgen im realen Raum erleben. Bis dahin aber empfehlen wir Ihnen: Verlieren Sie sich ab und an ein paar Stunden auf KIMnet. Tauchen Sie ein in die Weiten des kollektiven Kulturguts – mit jeder Rückkehr vom Tauchgang ist Ihr Blick für die Gegenwart mit Gewissheit ein bisschen schärfer.

Sibylle Birrer, Vorsteherin Amt für Kultur

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