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Archäologische Untersuchung zur Geschichte des Weinbaus in Schafis

Dort, wo später die Züge von Neuenburg nach Biel am Nordufer des Bielersees durchbrausen werden, führte der Archäologische Dienst des Kantons Bern von Oktober 2021 bis April 2022 Rettungsgrabungen durch. Diese brachten gut erhaltene Bauwerke der frühen Neuzeit zum Vorschein.

Im Vorfeld des Baus des Ligerztunnels wird die SBB-Trasse verlegt und ausgebaut. In der «Courbe de Schafis» untersuchte der Archäologische Dienst mit Baggersondierungen und Kernbohrungen, ob sich die nahe gelegene jungsteinzeitliche Ufersiedlung bis in diese Zone ausdehnt. Von der prähistorischen Siedlung wurden lediglich diffuse und wohl vom Wasser verschwemmte Reste gefunden.

Dafür erfassten die Archäologen in ihren Sondierungen gut erhaltene Bauwerke aus der frühen Neuzeit. Auf historischen Karten ist sichtbar, dass der Bereich der neuen Bahntrasse bis ins 19. Jahrhundert als Rebland diente, das mit Seeufermauern begrenzt war. Ausserdem gab es zwei Schiffländten zum Verladen des Weins.

In den archäologischen Untersuchungen zeigte sich, dass das Rebland dem See abgerungenes Gelände war: Die ganze Fläche zwischen Bahnlinie und Seeufer wurde für den Weinbau mit grösseren Kalksteinblöcken, Kies, Sandsteinbrocken und römischem und mittelalterlichem Bauschutt aufgeschüttet. Auf der Moräne legte man ein System von Drainagen zur Entwässerung des Geländes an. Daneben wurden grössere Gruben ausgehoben und mit Steinen verfüllt. Sie dienten als Wasserspeicher für die Wurzeln der Rebstöcke. Über den Aufschüttungen wurde eine 0,80 m dicke Humusschicht für die Reben ausgetragen.

Da die Landgewinnung in Etappen erfolgte, wurden mehrfach Mauern aus Kalksteinquadern angelegt. Die Mauern waren mit Balken und Pfählen vor dem Absinken in die feuchten Seesedimente gesichert. Für einen Bauabschnitt lieferten einige dendrochronologisch untersuchte Hölzer Fälldaten im Jahr 1528. Die beiden Schiffländten waren noch komplett erhalten. Sie waren nach der ersten Juragewässerkorrektur (1868–1891) trockengefallen und wurden überdeckt, um noch mehr Land für den Weinbau zu gewinnen.

Blick auf die Grabungsfläche im Bereich der künftigen SBB-Trasse. Aperçu des fouilles réalisées dans la zone de la future voie des CFF. © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Philippe Joner
Mauer aus Kalkquadern der neuzeitlichen Ländte. Mur fait de blocs de calcaire : débarcadère de l’époque moderne. © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Christophe Gerber
Blick von oben auf die neuzeitliche Ländte. Vue plongeante sur le débarcadère de l’époque moderne. © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Philippe Joner
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Baubegleitende Dokumentation der Ländte im Bereich der neuen Bahnunterführung. Documentation des travaux réalisés sur les débarcadères dans la zone du nouveau tunnel ferroviaire. © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Stefan Aebersold
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