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Neue Archäologieausstellung in der Kirche Amsoldingen

Ende April 2025 haben der Archäologische Dienst des Kantons Bern und die Reformierte Kirchgemeinde eine neue Ausstellung in der Kirche Amsoldingen eröffnet. Im Zentrum stehen einzigartige frühmittelalterliche Skulpturenfragmente und römische Spolien. Ein Rundgang und eine Broschüre ergänzen das Angebot.

Die Kirche von Amsoldingen in der Nähe von Thun ist einer der seltenen erhaltenen Sakralbauten der Frühromanik und gehört zu den «zwölf Thunerseekirchen» aus der gleichen Epoche. Wahrscheinlich im Zuge der Gründung eines Chorherrenstiftes wurde im 10. oder 11. Jahrhundert eine Pfeilerbasilika mit Hallenkrypta erbaut. Reste des Chorherrenhofes aus der Zeit um 1220 hat der Archäologische Dienst bei der Sanierung 2007/08 des benachbarten Schlosses entdeckt.

Einzigartiges frühmittelalterliches Fundensemble

Die Geschichte der Kirche Amsoldingen reicht aber noch viel weiter zurück: Bei den Bauuntersuchungen anlässlich der Restaurierung der Kirche 1978–1980 kamen Bruchstücke frühmittelalterlicher Skulpturen zum Vorschein. Sie waren in der mittelalterlichen Kirche eingemauert, wurden bei der Restaurierung geborgen und sind seither in der Kirche ausgestellt. Dieses für die Schweiz einmalige Fundensemble zeugt wahrscheinlich von einem reich geschmückten, verschwundenen Vorgängerbau des 8. Jahrhunderts.

Römische Inschriftensteine

Neben den Skulpturenfragmenten ist in der neuen Ausstellung auch ein römischer Grabaltar mit Inschrift zu sehen. Der gut 600 kg schwere Kalksteinblock stammt ursprünglich aus Avenches. Rund 1000 Jahre nach seiner Herstellung wurde er nach Amsoldingen gebracht und mit weiteren Grabaltären und Säulen als Pfeiler in der dortigen Krypta eingebaut. Die Wiederverwendung der älteren Bauteile geschah nicht nur aufgrund ihres Materialwerts, sondern verlieh dem Chorherrenstift auch ein ehrwürdiges Alter. 1876 wurden die römischen Inschriftensteine aus der Krypta nach Thun geschafft und durch Sandsteinsäulen ersetzt, seit 1980 sind in der Krypta Kopien eingebaut. Mit der neuen Ausstellung ist 2025 nun zumindest einer der originalen Grabaltäre wieder in die Kirche zurückgekehrt.

Blick auf die Kirche Amsoldingen. vue sur l’église d’Amsoldingen.© Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Roger Grisiger
Frühmittelalterliche Skulpturenfragmente und ein römischer Grabaltar im neuen Ausstellungsraum. Nouvelle salle: des fragments de sculptures datant du haut Moyen Âge et un autel funéraire romain © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Roger Grisiger
Eine Informationstafel lädt zur Entdeckung der Kirche und ihrer Umgebung ein. un panneau d’information invite à la découverte de l’église et de ses environs. © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Roger Grisiger
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